Was ist Rohglycerin?

Rohglycerin ist nichts anderes als Glycerin in einer weniger reinen Form. In seiner chemischen Zusammensetzung unterscheidet es sich deshalb nicht vom Glycerol, wie Glycerin korrekterweise genannt wird. 

Rohglycerin besteht aus Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Sauerstoffatomen. In der Art ihrer chemischen Verbindung - C3H5(OH)3 - stellen sie einen dreiwertigen Alkohol dar. Glycerol wird in der Umgangssprache auch als Propantriol bezeichnet – unabhängig davon, wie hoch sein Reinheitsgrad ist. 

Ob es sich bei einer chemischen Verbindung mit der chemischen Formel C3H5(OH)3 also um ein hochreines Pharmaglycerin oder ein weniger reines "rohes" Glycerin handelt, lässt sich allein aus der Formel somit nicht herleiten.

Ursprünglich ein Nebenprodukt

Ein weniger reines Glycerin, wie es das Rohglycerin darstellt, ist kein verunreinigter und damit etwa unbrauchbarer Stoff. Ganz im Gegenteil! Rohglycerin ist ursprünglich ein Nebenprodukt, das bei der Herstellung von Biodiesel aus pflanzlichen Rohstoffen entsteht. Und das in großen Mengen: In pflanzlichen Ölen wie Raps oder Palm beträgt der Glycerin-Anteil etwa 10 Prozent. 

Nach der ersten Aufarbeitung hat das Rohglycerin einen typischen Reinheitsgrad von etwa 80 Prozent. Daneben enthält es Wasserstoff bzw. Wasser zu einem Anteil von etwa zehn bis 15 Prozent. Der Rest entfällt auf andere Stoffe, wie etwa Rohasche mit einem Anteil zwischen zwei und acht Prozent. 

Durch weitere Destillation kann das Rohglycerin verdichtet und damit reiner gemacht werden. Dieser Reinheitsgrad ist ausschlaggebend für die spätere Bezeichnung und Verwendung. Der Glyceringehalt eines reinen Glycerins kann bei bis zu über 99,9 Prozent liegen. Nach einer weiteren chemischen Aufbereitung kann reines Glycerin als ein wertvoller Rohstoff für die Herstellung zahlloser Produkte in der chemischen, pharmazeutischen und der Lebensmittel-Industrie eingesetzt werden. 

Eigenschaften von Rohglycerin

Während das reine Glycerin farblos und süßlich ist, fällt weniger reines Glycerol meist durch seine braune Farbe auf. Es kann auch in anderen Farbschattierungen changieren. Der süße Geschmack reinen Glycerins wird beim rohen Glycerin noch durch einen höheren Salzgehalt überlagert. Ansonsten weist Rohglycerin die gleichen Eigenschaften auf wie das reinere Glycerol: Es löst sich in Wasser auf und zieht Feuchtigkeit an. 

Wegen seiner geringeren Reinheit wird Rohglycerin vornehmlich in der Industrie verwendet. Für eine Verwendung in der pharmazeutischen Industrie oder für die Lebensmittelherstellung ist es nicht rein genug: Hier müsste sein Reinheitsgrad mehr als 99,5 Prozent betragen. 

Auch in der Landwirtschaft findet Rohglycerin Einsatz, vor allem bei der Fütterung von Rindern und in der Schweinemast. Rohglycerin ist sehr energiereich und wesentlich preiswerter als reines Glycerin. Deshalb wird es sowohl als ein technologischer Zusatzstoff bei der Herstellung von Futter, zum Beispiel bei der Stabilisierung von Pellets, als auch als Einzelfuttermittel eingesetzt. Allerdings eignet sich nur Glycerin mit einem Reinheitsgrad von 80 Prozent als Futtermittel. Nach der seit dem Jahr 2006 geltenden Positivliste darf Rohglycerin nur dann zur Fütterung eingesetzt werden, wenn es aus pflanzlichen Fetten und Ölen gewonnen worden ist.